Hansa-Jolle #1 - 01 - Ein Stück Bootsbaugeschichte
Seit wir die kleine Yacht im Juli 2021 bei der Yachtwerft Martin abholten wartet dieses besondere Stück deutscher Bootsbaugeschichte in unserem Winterlager auf Ihren Wiederaufbau. Am 17. Juli 2024 haben wir nun mit den ersten Arbeiten begonnen.
Eine ausgiebige Inspektion von Konstruktionsdetails und Bausubstanz im Zusammenhang mit der Klassenhistorie weist mit großer Sicherheit daraufhin dass es sich bei diesem Rumpf um den ersten von zwei Prototypen der bei Abeking & Rasmussen 1948 gebauten Hansa-Jollen handelt. Dieses Stück deutscher Yachtbaugeschichte soll erhalten bleiben.
Wir Sanieren!
Wir planen einen Wiederaufbau des Bootes “zum Segeln”. Wir werden soviel als möglich der alten Substanz erhalten, originale Konstruktionsmerkmale und Haptik wiederherstellen. Um diese Ziele zu erreichen setzen wir moderne Materialien und Techniken ein. Daher handelt es sich um eine Sanierung, keine Restaurierung. Wir sehen das Boot nicht als museales Ausstellungsstück sondern als lebendiges, segelndes Exponat Deutscher Yachtbaugeschichte.
Aktueller Zustand
Rumpf
An dem Eiche auf Eiche geplankten Rumpf wurde vor vielen Jahren bereits der Versuch einer grösseren Instandsetzung unternommen. Zeugnis sind einige gedoppelte Spanten im Vorschiff, lamellierte neue Spanten im restlichen Rumpf, eine neue Maststütze auf der alten Mastspur des Kiels und viele weitere Reparaturstellen.
Die Eichenplanken wurden mit Stahlschrauben mit den Spanten verbunden. Diese Kombination ist problematisch und war wohl der schwierigen Beschaffungslage kurz nach dem Krieg 1948 geschuldet. Dunkle Verfärbungen des Holzes um die Stahlschrauben aufgrund der gerbsäurehaltigen Eiche ist im Vorschiffbereich sehr gut sichtbar. Die Beplankung scheint von innen betrachtet weitestgehend intakt, das Abziehen großer Teile des Epoxy/Glaslaminates auf dem Unterwasserschiff offenbarte einige faule Stellen in diversen Planken.
Vertikalknie wurden neu eingebaut.
Der Kiel ist in einem Stück und wurde noch nicht repariert, es scheint das original Bauteil zu sein. Die Verbolzung mit dem Ballast liegt seitlich der schmalen Schwertkastenseiten. Der schlechte, an Vorsteven und Schwertkasten massiv faule Zustand passen zum Baujahr des Bootes. Der Schwertkasten wurde vermutlich einmal getauscht, ist jedoch bereits erneut faul. Die angrenzenden Kielgänge sind ebenfalls in sehr schlechtem Zustand.
Der Rumpf hat einen Lagerschaden, das Unterwasserschiff ist wahrscheinlich aufgrund langer unsachgemässer Pallung über eine große Fläche stark deformiert (15-20mm eingedrückt).
Deck und Aufbau...
Ein Deck, ebenso ein Aufbau, sind nicht mehr vorhanden. Die Deckunterkonstruktion, also Balken, Schlingen und Doppel, wurden neu gebaut, müssen allerdings vermutlich wieder demontiert werden.
Ruder, Spieren, Stehendes Gut, Beschläge und Blöcke
Nicht mehr vorhanden.
Warum tun wir das?
Der Aufwand dieses Boot wieder in Fahrt zu bringen entspricht geschätzt mindestens dem eines Neubaus. Die Zeit der Recherche, Beschaffung von Beschlägen, die Suche nach originalen Merkmalen und Lösungen sind hier nicht berücksichtigt. Dieses Projekt durchzuführen ist eine Definition der Unvernuft. Aber woran misst man beim Segeln Vernunft?
Warum also gehe ich diesen Weg? Nun – als seglerischer Minimalist, der mit (gewissem) ästhetischen Empfinden ausgestattet ist, begeistert mich diese historische Bootsklasse und: Die Nummer Eins darf nicht untergehen und schon gar nicht an Land!
Oder was meinen Sie?
Hier und auf weiteren Kanälen werden wir den Baufortschritt in unregelmässigen Abständen dokumentieren,
Sie sind gerne eingeladen uns zu folgen – viel Vergnügen!
Sehr geehrte Werft,
Mit viel Freude und Interesse lese ich das nun die Instandsetzung der Hansajolle Nummer 1 in Angriff nehmen.
Wir, unsere Familie mit unseren Töchtern und Lebensgefährten segeln die Hansajolle SOLVEIG G79 die einmal Rollo Gebhard gehörte.
Was für eine Qualität wurde da von A&R abgeliefert.
Unser Schiff ist im Frühjahr nach einer Woche dicht !!
Uns gibt SOLVEIG so viel Freude und Liebe, es steckt eine Seele in diesen kleinen feinen Schifflein. Meine Frau ist unheilbar krank und ein Segel Tag mit der Hansajolle gibt mir und der ganzen Familie Kraft !
Ich wünsche Ihnen eine gute Hand und Freude bei der Instandsetzung und freue mich den Fortgang über ihre Bilder mit erleben zu können.
Herzlichst Peter Porschen Leverkusen
Guten Tag Herr Porschen,
danke für Ihren Kommentar. Es braucht keine großen Boote um Freude zu haben. Die Hansa-Jolle ist nicht nur schön sondern der Größe entsprechend auch sehr seetüchtig. Ich habe viel Spaß an kleinen Booten.
Ihnen, Ihrer Frau und der ganzen Familie wünsche ich eine gute Zeit und schöne Erlebnisse mit Ihrem Boot und darüber hinaus!
Axel Weißenberger