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GFK-Laminat auf traditionellen Holzbooten

Die Frage ob ein GFK Laminat auf dem Rumpf eines Holzklassikers nachhaltig Lebensverlängernd wirkt, oder die letzte Periode eines Bootlebens einläutet, lässt sich so einfach nicht beantworten. Man verspricht sich von diesem Maßname meist mehrere Dinge: Geringerer Wartungsaufwand, Dichtigkeit sofort beim Zuwasserlassen, Schutz vor Feuchtikgeit und Fäulnis. Ein Laminat kann einen Rumpf in Querschiffrichtung verstärken, beipielsweise um Delaminierte oder gebrochene Spanten zu untersützen.  Werden Rümpfe ausgeleistet kann ein richtig ausgelegtes Laminat ein willkürliches Reissen der Beplankung verhindern. Häufig kann es eine alternative zum sehr kostenintensiven Neubeplanken eines Rumpfes sein, solange die Planken, etc. nicht faul sind.

Sympathien erntet diese Methode zumindest bei den Traditionalisten unter den Bootsliebhabern sicherlich nicht. Für andere ist es unter umständen eine bedenkenswerte Alternative.

“Leichenhemd”

Völlig zutreffend ist die Bezeichnung “Leichenhemd”, schließlich bedeckt es totes Holz !
Allerdings ist der größte Teil eines noch wachsenden Baumes bereits ebenso Tot wie das am Boot überlaminierte Holz, denn schon der lebendige Baum besteht zum größten Teil aus abgestorbenen Zellen. Lebendig ist lediglich eine nur dünne Schicht zwischen Reifholz und Borke, das “Kambium”, welches bei der Verarbeitung des Holzes zusammen mit dem für den Bootsbau ungeeigneten Splintholz entfernt wird. Falls es unter der Beschichtung zu Fäulnis (Pilzbefall) kommt müssen mehrere Faktoren zuammentreffen, Pilze benötigen für Ihr Wachstum:  Feuchtigkeit, Wärme und Nahrung also eine Holzfeuchte von ca.  20-30%, Temperaturen über dem Gefrierpunkt und Holz. Die einfachste Methode Fäulnis zu vermeiden ist es die Feuchte unter 18% zu halten. Bei guter Belüftung und versiegeln zumindest des Bilgensumpfes gelingt dies recht gut.

Die Lebenserwartung eines Bootes nach einer solchen Behandlung hängt von mehren Faktoren ab: Zustand des überzogenen Holzrumpfes, Wahl des Materials, Verarbeitungsqualität sowie der Pflege und Wartung des Bootes und kann idealerweise die Lebenserwartung verdoppeln. Damit überlebt das Gute Stück die meisten die sich zu dieser Massname durchgerungen haben.

Zustand des zu überziehenden Holzrumpfes:

Alle strukturellen Bauteile wie Planken, Bodenwrangen, Schotten, Ringspanten, Stringer etc. und deren Verbindungen sollten Ihrer statischen Funktion gerecht werden, die einzige Aussnahme können eingebogene Spanten sein die wenn nur gebrochen aber nicht faul eventuell im Rumpf verbleiben können da ein entsprechend ausgelegtes Laminat die Aufgabe dieser Spanten übernehmen kann.  Faule Hölzer sollten ausgetauscht sein, alle Holzbauteile sollten sich in einwandfreiem Zustand befinden. Die Feuchtikeit des Rumpfes sollte zwischen ca. 12 und 15% betragen, idealerweise sollte die Holzfeuchte herrschen die später im überzogenen Rumpf herrscht. Die Planken sollten sollten untereinander verleimt sein.

Wahl des Materials

Harz

Obwohl auch ein Überzug mit Polyesterharz denkbar ist ziehe ich Epoxidharz aufgrund seiner besseren physikalischen und chemischen Eigenschaften unbedingt vor, die da wären: Anhaftung am Holz, spannungsfreie Aushärtung, Wasserdampfdichtikeit, Hydrolysebeständigkeit.

Verstärkungsfasern

Als Verstärkungsfasern verwende ich für Epoxidharz geeignete E-Glas Fasern. In (sehr) speziellen Fällen ist auch Kohlefaser oder sind andere Fasern denkbar.

Bindungsarten

Als Bindungsarten kommen Gewebe oder besser Mulitaxailgelege sowie Unidirektionalgelege zum Einsatz. Wichtig ist, daß ein möglichst hoher Faseranteil Quer oder Diagonal zu den Plankenfugen verläuft. In Richtung der Plankenfugen also auch der Holzfaser, ist ausreichend genug Festigkeit vorhanden und wird deshalb keine Verstärkung benötigt.

Verarbeitungsqualität

Die Umgebungsbedingungen wie Luftfeuchtikgeit und Temperatur sind für eine erfolgreiche Verarbeitung von Epoxidharzen von großer Bedeutung, Verarbeitungsintervalle sind einzuhalten. Während der Verarbeitung muß handwerklich sauber gearbeitet werden. Potentielle Fehlstellen wie Borddurchlässe, Stopfbuchsen, Ruderbeschläge etc. müssen wasserdicht eingebaut werden um zu verhindern das Wasser von aussen in die Massiven Hölzer eindringen kann.

 Pflege und Wartung des Bootes

Der Bootseigner muß sich im klaren sein, daß er weiterhin Eigner eines Holzbootes ist. Zu hohe Feuchtikeit und starke Feuchteschwankungen des Holzes bleiben der Feind seines Bootes, deshalb ist es wichtig dafür zu sorgen, daß das innere des Bootes überall gut belüfteten ist. Beim Segeln eingedrungenes Wasser darf nicht im Boot verbleiben, Schwitzwasser muss abtrocknen können. Die Bilge und die Bodenwrangen sollten mit Nüstergaten ausgestattet sein und saubergehalten werden, so das alles eingedrungene Wasser sich im Bilgensumpf sammeln und entfernt werden kann
Wenn man sich vor Augen hält das  quellendes Holz in Steinbrüchen verwendet wurde um Felsen zu spalten kann man sich vorstellen was 150kg quellendes Totholz vermag.

Fazit

Es gibt zahllose Gründe und Argumente für und gegen eine Beschichtung mit Laminat. Ob Laminieren Sinn macht kann nicht generell beantwortet werden, diese Antwort muss im Hinblick auf das Boot und unter Beachtung der individuellen Situation und den Präferenzen des Eigners im Einzelfall entschieden werden.
In einem bin ich mir sicher, ein “Leichenhemd” ist eine solche Beschichtung sicher nicht wenn obige Punkte Beachtung finden.

in diesem Blog:
Holzboote die ich laminert habe:

Fotogalerie:

– BB17 Unterwasserschiff laminieren

– Mällar 30 Totalrefit des Rumpfes

2 Kommentare zu „GFK-Laminat auf traditionellen Holzbooten“

    1. Danke!
      Das Überziehen eines geklinkerten Rumpfes ist von der Theorie her gleich, die Durchführung auf Grund der zahlreichen Kanten allerdings sehr viel aufwendiger und erfordert deutlich höhere Fertigkeiten im Hinblick auf das laminieren selbst und das Spachteln und Vorbereiten de Oberfläche für eine lackierung etc.. Vor dem Laminieren sollten Hohlkehlen gezogen und die Kanten gerundet werden. Die Radien sollten mindestens 6mm betragen, sind sie grösser vereinfacht das die Verarbeitung erheblich.

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